Sonntag, 11. August 2024

Jetzt erst recht-Tour 2024 "Zwei Pisser machen weiter!" (Teil 2)

Abend 15
Ohne Worte

Tag 16
Die Nacht ist beschissen. Das von der Polizei empfohlene Wäldchen haben wir gemieden, weil stockdunklel, was wir schon von Weiten sahen, gleich den bekannten Platz beim Edekasupermarkt gewählt mit der Hoffnung das unsere Ruhe nicht gestört würde. Isomatte bis zu den Knien, Allzweckjacke und Schlafsack. Ich bin die ganze Nacht bemüht Jonny nah an mich ranzukuscheln und warm zu halten. Es ist zwar trocken und sternenklar von oben, aber der Tau macht den Boden komplett nass und kalt. Es ist ein kompletter Krampf. Am morgen erstmal kalter Cafè und Kippe, Jonny darf noch weiterschlummern. Ausserdem bin ich von dem Vorfall stark traumatisiert, als wäre einmal mehr eine ganze Welt zusammengebrochen. Nach dem Cafè habe ich das starke Bedürfniss zu kacken- So, Hannover?! Ihr wollts dreckig?! Ich gebs Euch so richtig dreckig- in die Büsche!!!
Und: Im Gegensatz zu Euch habe ich Stil, ich habe Klopapier, dreilagig!
Im Nachhinein betrachtet war mir das eine Genugtuung und mein Abschied von diesem Ort- für Immer!!
Die Sonne wärmt mich und Jonny langsam auf, wir entsorgen Leergut beim Edeka, schlendern zur Bushaltestelle, ab zum Hauptbahnhof, auf zu neuen Zielen und Höhenflügen.
Im Laufe des Reisetages fange ich an mir einzubilden, dass egal wohin wir in Zukunft kommen würden, die Leute sagen: "Ach, guck an, da kommt Johannes der Pinkler."
- I'm not amused!
In Lübeck angekommen empfängt uns nach dem Hauptbahnhof gleich mit Holstentor und Altstadt eine wunderhübsche Kulisse. Die Touristeninformation ist schnell gefunden und hat geöffnet. Wir hatten uns für den stadtnahen Campingplatz entschieden, weil wir in Travemünde zu viel Strandtrubel befürchteten. Der Plan zerschlug sich nach einem Anruf der Mitarbeiterin der Touristeninfo: Platz voll. Also Travemünde, Plätzchen frei! Puh!
Der Haken, viel zu lange Busfahrt mit Umstieg im unglaublich vollen und heissen Bus. Das Gute, bei Ankunft Station Grüner Jäger sind wir ohne Lauferei direkt am Platz.
Das einchecken auf dem Platz verläuft zwar normal, aber mein Selbstbewusstsein ist immer noch im Keller. Wir bekommen vom Platzwart im Golfwägelchen eine Ecke zugeteilt in der wir uns geschützt fühlen können und unsere direkten Nachbarn, die später am Abend nach Hause kommen, sind angenehm cool. Am Strand findet ein internationales Bouletournier statt, zu dem die Beiden jedes Jahr als Teilnehmer anreisen. Er kam zu seiner Berlin-Kreuzberger Zeit vom Tischtennis am Paul-Linke-Ufer zum Boulespielen, bevor ihm die Grossstadt wieder zu laut, wild und dreckig wurde und er zurück in seine Heimat Friesland zog.
So endet dann dieser Abend normal und die Abendrunde läßt die Hoffnung aufkommen, dass es hier doch ganz schön werden könnte.

Tag 17- "Der neue Hut"

Am morgen gibt es heissen selbstgekochten Cafè, Dank für 1 Euro 20 Minuten nutztbarer Kochplatten. Die Morgenrunde bestätigt auch gleich, dass wir es nicht schlecht getroffen hatten. Der Platz, die Sanitäreinrichtungen, die Stimmung und die Umgebung sind hübsch und man spürt die Nähe zum Meer. Irgendwie stimmt es, dass Menschen in Meeresnähe meist offener und entspannter sind. Vielleicht ist's die Weite und die gute Luft.
Wir denken nicht darüber nach Luft zu holen, sondern wollen heute auch gleich ans Meer, an die Ostsee. Erst ein kleines Stück Busfahrt und schon sind wir in Travemünde am Hafen. In der Fussgängerzone dort findet mich ein neuer Hut, der alte aus Usedom 2018 suchte schon länger nach einem adäquaten Nachfolger. Mit der Fähre gehts dann auf die andere Seite der Bucht und durch ein schattiges Wäldchen zum Hundestrand. Das Ostseewasser tut mir so sehr gut, während Jonny den warmen Sand genießt und sich dahineingekuschelt chillt. Jonny und das Wasser, eine Geschichte die ich immer mehr wollte als Jonny selbst- so hat jeder seine Vorlieben.
Nach einem schönen Tag möchte ich noch den natürlich gefilterten Schwimmpool auf unserem Campingplatz austesten, der ohne Chemie auskommt. Erst eine kalte Dusche, dann der immernoch schön frische, nicht ganz so kalte Pool. Wow! Das ist Luxus. Ab jetzt jeden Morgen und Abend, bitte! Lebenslang, wenn geht.

Tag 18
Alles passiert, alles geht, Schlag auf Schlag. Heute mit dem Bus nach Lübeck, wieder eine kleine Ewigkeit, aber nicht heiss, nicht überfüllt und ohne Stress. Zunächst kaufen wir endgültig unsere Bahntickets für die Heimreise nach Berlin übermorgen. Dann machen wir uns auf den Weg durch Lübeck. Es ist hübsch, ruhig und sonnig. Ich bekomme nach einigen Stunden ordentlich Hunger und leiste mir zur Feier des Tages etwas Dönerartiges, was ich beim warten auf den Bus und während des Umstiegs genussvoll in mich reinstopfe- lecker, gesund und nahrhaft!
Zurück auf dem Platz darf das Schwimmen im Pool natürlich nicht fehlen. Schwimmen im Urlaub ist genauso wichtig wie Eis im Urlaub.

Tag 19
Unser letzter Tag!
Auf unserer Morgenrunde diesmal über den ganzen Deich finden wir einen kleinen Hofladen, wo wir ein paar Geschenke einkaufen. Schwimmen, Frühstück am Morgen bzw. Vormittag und ein kleines Schläfchen im Zelt bei kurzem, leichten Regen. Dann nochmal nach Travemünde, diesmal zu Fuss. Eine schöne kleine Wanderung und anschließendes Schlendern durch die Fussgängerzone. Auch hier lassen wir noch ein wenig Geld für Geschenke und ich gönne mir noch ein super Eis zum Abschluss, Pistazie und Limoncello. Zurück mit dem Bus und noch ein letztes Mal schwimmen gehen- vielleicht erst nächstes Jahr wieder, nicht dran Denken, absurd.
Wir freu'n uns trotzdem soweit über all unsere verrückten Erlebnisse der vergangenen fast 3 Wochen. Jonny war unglaublich und von mir gar nicht zu reden!

Tag 20
Heimreisetag! Von einer Mitreisenden bekomme ich noch eine neue Perspektive auf Jonny erklärt, nach all den Jahren, ich bin verblüfft: Jonny sei ja eigentlich ein grosser Hund, er habe nur kurze Beine. So einfach wie genial, ich hatte immer von kleinem Grossen oder von Mittelklasse gesprochen, das ist neu! Mit Bahnverspätung kommen wir ohne sonstige Probleme etwa 1630 Uhr  in unserer Wohnung im sonnig-heissen Berlin  an. Wir sind erschöpft, aber glücklich. Auch alles wohlbehalten vorzufinden, wie wir es hinterlassen hatten. 
Alles muss jetzt erstmal sacken...
Später am Abend nehmen Jonny und ich uns in die Arme und Beine, drücken uns einmal ganz fest und danken uns gegenseitig für die wahnsinns Zeit, die wir gemeinsam erlebt haben und dafür, dass wir es gemeinsam so gut miteinander gemacht haben. Wir waren bzw. sind ein sehr sehr gutes Team.

 

Ich danke Chrissy, Fritzi & und unseren Nachbarn für die tolle Versorgung unserer Pflanzen im Hof und der Wohnung während unserer Abwesenheit- TAUSEND DANK!!

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